Folge der Woche: Die drei ??? Das leere Grab (78)

Folge der Woche: Die drei ??? Das leere Grab (78)

Wie immer montags gibt’s wieder eine Ausgabe unserer Rubrik “Folge der Woche”. Was Die drei Fragezeichen und deren gesamtes Hörspiel-Team in den Jahren 1997/98 produziert haben, ist grandios: Die Folgen-Reihe 70 aufwärts sprüht nur so vor Highlights – könnt ihr euch erinnern? Um nur mal einige Folgen davon zu nennen: “Poltergeist” (73), “Die Spur des Raben” (75), “Stimmen aus dem Nichts” (76), “Im Bann des Voodoo” (79) …

Wir verneigen uns, sagen Chapeau und besprechen heute Folge 78, “Das leere Grab”, eine Folge, die es in sich hat, weil wir unseren Ersten einmal von einer ganz anderen Seite erleben dürfen.


“Ich habe eine Frage an dich, Justus”

Der Schriftsteller Albert Hitfield (Manfred Steffen), ein langjähriger Freund, ist frisch von seiner Recherche-Reise aus Südamerika zurückgekehrt. Bei seiner Ankunft greift er sofort zum Telefon, um Justus anzurufen. Wir lauschen einem rätselhaften Gespräch:

Wie heißen deine Eltern? – Justus zögert: Sie meinen Tante Mathilda und Onkel Titus. – Nein, ich meine deine richtigen Eltern!?

Diese Frage von Albert Hitfield geht einem ganz schön durch die Magengrube, zumal wir wissen, dass Justus Eltern – Catherine und Julius Jonas – vor vielen Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen sind.

Die totgeglaubten Eltern

Fassungslos starrt Justus auf das Foto, das Hitfield erst vor wenigen Tagen in einem kleinen Urwald-Dorf in Venezuela geschossen hat. Die Frau auf dem Bild zeigt Catherine Jonas, seine Mutter. Doch wie ist das möglich? Seine Eltern sind schließlich vor über zehn Jahren bei einem Flugzeugabsturz vor der Küste Südamerikas gestorben. Hitfield konnte unmöglich mit Justus Eltern in einer Pension eingemietet gewesen sein, mit einem “netten amerikanischen Ehepaar namens Jonas”, mit freundlichen und zuvorkommenden Touristen aus Kalifornien.

Von Kindesbeinen an wuchs Justus bei seiner Tante Mathilda und seinem Onkel Titus in Rocky Beach, Santa Monica, auf. Sollte sein bisheriges Weltbild schließlich auf einem wackeligen Fundament stehen? Waren seine Eltern in Wahrheit gar nicht tot, sind untergetaucht und haben sich in Südamerika ein neues Leben aufgebaut? Eine schaurige Vorstellung …

Kopflos und wie von Sinnen

Justus rekapituliert sein bisheriges Leben, sammelt sein gesamtes Wissen über seine Eltern, deren Flugzeug vor mehr als zehn Jahren vor der Nordküste Südamerikas ins Meer gestürzt ist. Hat es damals – entgegen der Medienberichte – doch Überlebende gegeben? Die Leichen seiner Eltern sind schließlich nie geborgen worden. Aber warum haben sich Justus Eltern dann nie bei ihm gemeldet? Der erste Detektiv reagiert kopflos. Ohne zu überlegen, bucht er einen Flug und landet in der gefährlichsten Stadt Venezuelas, der Diamantenstadt Suerte. Justus begibt sich – gegen den Rat seiner Familie und seiner Freunde Peter und Bob – auf eine Reise ins Ungewisse …


Kurzfazit

Inhalt:

“Das leere Grab” ist eine typische A-Seiten-Folge: unglaublicher Spannungsbogen, der sich – leider – in der Mitte der B-Seite aufzulösen scheint. Die Möglichkeit, dass Justus Eltern noch leben könnten, erweckt auch bei uns Hörern eine schier unaushaltbare Neugierde – ein toller Stoff, den man auf der B-Seite noch detailreicher hätte ausschmücken können. Leider reichen zwei Hörspielseiten nicht aus, der Folge hätten mehr Kassetten gewidmet werden müssen.

“Das leere Grab” ist mehr als hörenswert, denn hier gibt es etwas völlig neues, einen überaus emotional, beinahe kopflos agierenden Ersten Detektiv Justus Jonas. Die Möglichkeit, dass seine Eltern noch leben könnten, bringt den ansonsten stets rational handelnden Kopf der drei Detektive nahezu gänzlich aus der Fassung. Justus, völlig baff von dieser Vorstellung, ist fortan besessen von der Idee, seine längst tot geglaubten Eltern wiederzufinden.

In dieser Folge geht es hauptsächlich um Justus. Endlich werden die genaueren Umstände vom Tod seiner Eltern beleuchtet. Eine mitreißende und spannende Folge, bei der man sich ertappt, mit dem Ersten mitzufühlen und ihm zu wünschen, dass er seine Familie wiederfindet.

An der Idee zur Folge gibt es nichts auszusetzen; sie ist solide umgesetzt worden. Ein solches Thema bringt Abwechslung und innovativen Schwung in die Serie. Jedoch liegt hier der Teufel im Detail: Solch ein heikles Thema, dessen Fokus absolut auf Justus Vorgeschichte liegt, hätte man lieber in eine Jubiläumsfolge gepresst, um die Geschichte intensiver zu behandeln und aufzurollen.

Sprecherleistung:

Großartige Sprecherleistung von Oliver Rohrbeck, dem es gelingt, Justus emotionale Aufgewühltheit perfekt in Szene zu setzen. Der leider bereits verstorbene großartige Manfred Steffen spielt Albert Hitfield authentisch und trägt mit seiner Art zu sprechen zur spannungsgeladenen Grundstimmung der Folge bei.

Geräusche-Umsetzung:

Die Geräusche in der Folge “Das leere Grab” liegen diesmal weniger im Fokus. Die Zwischenmusik ist verwunschen und der aufgewühlten Grundstimmung zuträglich.

Gesamtspiellänge:

57min28


Lieblingszitat(e):

Justus (nach Luft ringend): “Könnte … K-k-könn-könnte ich vielleicht doch etwas zu trinken haben?”
Albert Hitfield: “Selbstverständlich! Eine Coke?”
Justus: “Einen Whiskey!”

Justus (hustend, nach einem ordentlichen Schluck Whiskey): “Uäh … widerliches Zeug! Aber jetzt spüre ich meinen Körper wenigstens wieder.”


Besetzung:

Erzähler Matthias Fuchs
Justus Jonas Oliver Rohrbeck
Peter Shaw Jens Wawrczeck
Bob Andrews Andreas Fröhlich
Mathilda Jonas Karin Lieneweg
Titus Jonas Hans Meinhardt
Albert Hitfield Manfred Steffen
Morton, Chauffeur Andreas von der Meden
Lys Kerstin Draeger
J.J. Gregor Reisch
Julius Jonas Wolfgang Kaven
Catherine Jonas Anne Moll
Arturo Carlos Goiach
Autovermieter Richard Ems

1 Kommentar

  1. 15. Juli 2017 / 6:21

    Ich mag die Folge, da sie mal wieder zeigt das Justus auch nur ein Mensch ist und auch “Bedürfnisse” hat

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