#4 Monster-Woche: Interview mit Anette Strohmayer und Raimon Weber

Co-Autoren Anette Strohmayer und Raimon Weber

Noch … 5 Tage!

Die beiden Co-Autoren von “Monster 1983” haben der kassettenbox einen Besuch abgestattet. Das Interview kannst Du hier in voller Länge nachlesen. Viel Spaß!

Die 3. Staffel von Monster 1983 steht in den Startlöchern: Worauf freut ihr Euch am meisten?

Anette Strohmayer: Wie bestimmte Szenen (welche darf ich noch nicht verraten!) umgesetzt werden von den Sprechern und in der gesamten Inszenierung. Es wird ja diesmal viel Action geben. Und ich bin tierisch gespannt darauf, wie die Hörer unser Finale finden werden.

Raimon Weber: Ich verrate mal soviel: Ich liebe klaustrophobische Szenarien. Da kam mir eine Insel ganz recht.

Gibt es irgendeine Entwicklung aus Staffel 1 und 2, die ihr gerne ungeschehen machen wolltet oder im Nachhinein anders gelöst hättet?

Anette Strohmayer: Na ja, eigentlich gibt es nichts, was ich im Nachhinein als nicht gelungen erachte. Ich finde, jede Figur und jeder Handlungstrag hat etwas für sich. Über das Ende beziehungsweise den Cliffhanger in Staffel 1 könnte man diskutieren. Den würde ich heute vielleicht nicht ganz so krass ansetzen. Andererseits arbeiten die meisten US-Serien auch damit.

Welchen Charakter aus dem “Monster 1983”-Universum habt ihr so richtig ins Herz geschlossen und warum?

Anette Strohmayer: Ach, da gibt es einige. Als Erstes ist da allerdings Landers. Der wird so toll von Ekki Belle gesprochen, dass man ihn einfach liebhaben muss. Für mich ist er der heimliche Held der Geschichte. Dann kommt bei mir Bacon, der ist auch richtig klasse. Ich mag auch den Reverend, selbst wenn er ein schrulliger Charakter ist. Den Vertreter Dexter Loman mag ich auch. Nicht, weil er so nett ist, sondern weil der so genial gut gesprochen wird. Da fällt mir noch etwas zur zweiten Frage ein: Vielleicht hätten wir den einen oder anderen Charakter nicht so schnell hoppsgehen lassen sollen. So wie den besagten Loman. Der hatte viel mehr Potential.

Raimon Weber: In Bezug auf Landers kann ich Anette nur zustimmen. Diese Figur macht eine interessante und sympathische Entwicklung durch. Mein Herz schlägt immer für die „einfachen“ Leute, die, wenn es darauf ankommt, über sich hinauswachsen. Wie Mike, der Mechaniker, oder die fürsorgliche Lucy aus Nero’s Diner. Da würde ich mich doch gern an die Theke setzen und bei ihr einen Hamburger mit extra Zwiebeln bestellen. Für einen Autor hat das Böse natürlich einen besonderen Reiz. Ohne einen richtigen Fiesling funktioniert es nicht. Bürgermeister White! Ich hasse dich! Aber gleichzeitig brauchen wir dich und deine Schergen unbedingt.

Was macht in Euren Augen die Monster-Reihe eigentlich so besonders?
Anette Strohmayer

Anette Strohmayer: “Allein im dunklen Wald ist für mich das Schlimmste.”

Anette Strohmayer: Hmm, besonders … Besonders ist vielleicht das Interesse der Hörerschaft an den 80er Jahren. Und besonders finde ich den Zufall, dass “Monster 1983” und “Stranger Things” als Idee beinahe gleichzeitig entstanden sind. Das ist das beste Beispiel dafür, dass Ideen unabhängig voneinander irgendwo auf der Welt entstehen können. Dass die Zeit sozusagen reif war für ein solches Genre. Besonders ist vielleicht auch noch, dass wir Harmony Bay mit wirklich vielen Einwohnern bestücken durften. Dass wir die Spielzeit und die Sprecher bekommen haben, um ein solches Universum aufbauen zu können. Wir haben es Audible zu verdanken, dass wir ein Hörspiel wie eine TV-Serie erzählen durften, was es möglich macht, die Charaktere tiefgründiger anzulegen. Das macht, denke ich, den Reiz von “Monster 1983” aus, dass die Charaktere wirklich leben.

Wie definiert ihr Eure Rolle aus Co-Autoren? Seid ihr für bestimmte Handlungsstränge verantwortlich?

Anette Strohmayer: Nein, jeder hatte seine Folgen, dabei haben sich die Handlungsstränge durchaus überschnitten. Da wir aber vorher gemeinsam alle Figuren und Szenen bis ins Detail geplant hatten, wusste jeder, wo er ansetzen und weitermachen konnte. Natürlich hat Ivar am Ende dem Ganzen einen letzten Schliff gegeben und das Wording überprüft. Das heißt, ob auch alle Figuren immer die gleiche Sprache benutzen. Alles in allem war es eine super Zusammenarbeit, weil wir drei einfach auf derselben Welle schwimmen und im Kopf oft dieselben Bilder hatten. Wobei jeder schon so seine Besonderheiten mit in den Text gebracht hat.

Raimon Weber: Es ist eine großartige, dreiköpfige Teamarbeit. Ein Glück, dass wir uns getroffen haben und so gut ergänzen. Anette schreibt manchmal so herrlich böse Sachen, während ich dann mal meinen Hang zum Skurrilen freilassen kann. Und Ivar passt auf, dass wir nicht komplett aus dem Ruder laufen. ;-)

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Wie arbeitet es sich so mit Ivar Leon Menger zusammen? Wie würdet ihr ihn beschreiben?

Anette Strohmayer: Ivar ist ein unglaublich impulsiver und kreativer Mensch, der es schafft, auch in anderen die Flamme der Begeisterung zu entfachen. Das ist sehr mitreißend. Eine Eigenschaft, die man als Headautor haben muss. Er hat uns die beste Arbeitsatmosphäre geboten und es hat riesigen Spaß gemacht, mit ihm und auch mit Raimon zusammenzuarbeiten. Wir sind einfach ein klasse Team.

Raimon Weber: Anette hat es auf den Punkt gebracht. Hinzufügen möchte ich, dass Ivar auch immer für hervorragende Verpflegung gesorgt hat. Hessische Küche … Schmatz!

Hört ihr privat eigentlich auch Hörspiele? Wenn ja, was könntet ihr unseren Lesern empfehlen?

Anette Strohmayer: Klar, ich bin ein Kassettenkind. Mochte damals lieber Hörspiele hören als ein Buch lesen, was meine Eltern zur Verzweiflung gebracht hat. Meine Highlights damals wie heute sind “Die drei ???”, “TKKG” (ja, ich geb’s zu), “Fünf Freunde”. Von dem Trichter bin ich auch nie runtergekommen. Es gibt aber auch ein paar neuere, die mich gefesselt haben: “Darkside Park”, “Das Lufer Haus”, “Der Prinzessin”. Dazu kommen diverse Hörbücher.

Raimon Weber

Raimon Weber fasziniert “Das Böse”.

Raimon Weber: Ich war in meiner Kindheit und Jugend eher der Bücherwurm. Aber die klassische Kinderliteratur habe ich komplett ausgelassen, nachdem man mir ein „altersgerechtes“ Buch geschenkt hatte, in dem eine drollige Kinderbande samt Terrier einen Bonbondieb überführte. Gähn! Zum Glück konnte ich mich dank unserer erstklassigen Stadtbibliothek schnell Themen wie finsteres Mittelalter, Pestilenz und Katastrophen zuwenden. Wir besaßen aber auch ein paar Schallplatten mit Märchenhörspielen. Ich erinnere mich noch an Rotkäppchen, mit dem legendären Hans Paetsch als Erzähler. Allerdings fiel es mir schon im Alter von sieben Jahren schwer, daran zu glauben, dass der Wolf einfach weiterpennt, während man ihm den Bauch aufschneidet, Rotkäppchen und Oma rausholt und durch Wackersteine ersetzt. Als Jugendlicher, und auch noch heute, verehrte ich den englischen Autor John Christopher. Ich besitze alle seine Werke. Daher empfehle ich die Hörbuch-Version der “Tripods”-Trilogie. Ein Klassiker!

Und zu guter Letzt noch die entscheidende Frage: Macht Euch „das Böse“ Angst?

Anette Strohmayer: Ich bin der totale Schisser im Dunkeln. Das springt bei mir sofort das Kopfkino an. Allein im dunklen Wald ist für mich das Schlimmste. Aber diese Angst ist eher unbestimmt. Böse Menschen machen mir hingegen keine Angst. Das „Böse“ an sich finde ich auch eher faszinierend. Liegt vermutlich daran, dass ich noch nie etwas wirklich Bösem begegnet bin. Gott sei Dank.

Raimon Weber: Die Recherche für meine Krimis machte mich mit den Abgründen der menschlichen Psyche vertraut. Ich sprach mit Serientätern, jenen, die sie jagten und den Spezialisten der Gerichtsmedizin. Daher bin ich davon überzeugt, dass das Böse überall und in jeder noch so harmlos wirkenden Person lauern kann. Angst macht mir das nicht, aber ich lasse eine gewisse Vorsicht walten. Passt immer gut auf euch auf …!

Liebe Anette, lieber Raimon, wir danken Euch herzlich für dieses Gespräch.

 

2 Kommentare

  1. 27. Oktober 2017 / 20:49

    Liebe Laura und liebe Dominique,
    danke für den tollen Beitrag und das schöne Interview! Auch für mich, die sich in der Szene nicht so auskennt, ist es sehr interessant zu lesen, was bei der Entstehung eines Hörspiels hinter den Kulissen alles für Überlegungen eine Rolle spielen!

    • laura
      Autor
      29. Oktober 2017 / 9:10

      Liebe Paula,
      vielen Dank für dein Lob! Wir freuen uns total, wenn wir durch unser kleines Blog das Nischenmedium Hörspiel mehr kn den Fokus stellen können. :-)
      Viele Hörspielgrüße, Laura von kb

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