Die neue Folge der Woche dreht sich um das Kurzhörspiel Re:Produktion von Vivien Schütz und Stefanie Heim. Das lediglich 15-minütige Hörspiel hat erst kürzlich den ARD PiNBall (ein Newcomerpreis für die freie Hörspielszene, Gesamtspiellänge des Hörspiels max. 15 Minuten) gewonnen und hat die Besonderheit, dass es ausschließlich aus Sprachnachrichten besteht.
Worum geht es?
In Re:Produktion sprechen zwei Freundinnen ausschließlich über Sprachnachrichten miteinander. Die eine befindet sich derweil in New York, während die andere in Erfurt lebt. Sie führen eine Fernfreundschaft und halten sich mittels Sprachnachrichten, wie es viele von uns heutzutage machen, auf dem Laufenden.
Zu Beginn sind es eher Alltagsnachrichten, die getauscht werden. Aber je länger man zuhört, desto mehr wird man in die Geschichte hineingezogen. Die eine Freundin wünscht sich irgendwann auf jeden Fall ein Kind. Sie denkt darüber nach, Social Freezing zu betreiben (Einfrieren von Eizellen), während die andere ungewollt schwanger wird und nicht weiß, was sie nun tun soll, denn sie möchte (noch) gar nicht Mutter werden. Es prallen zwei Geschichten aufeinander, die konträrer nicht sein könnten …
Fazit
Sprecherleistung:
Zwei Charaktere. Zwei Sprecherinnen. Durch die Sprachnachrichten sind wir als Hörer sehr nah am Charakter und können direkt mitfühlen. Die Dialoge wirken echt – so als würde man selbst diese Nachrichten gerade von einer Freundin empfangen und hören.
Geräusche und Musik:
Musik gibt es keine, aber Geräusche dafür umso mehr. Straßenlärm, das typische Hallen aus einem Treppenhaus und viele weitere Geräusche untermauern die Situationen, in denen sich die Sprecherinnen gerade befinden. Mit einem speziellen Sound wird auf den Beginn und das Ende einer Sprachnachricht hingewiesen, sodass man immer weiß, wo man steht. Gut gelöst – finden wir.
Inhalt:
Heutzutage ist es sehr viel einfacher Freundschaften auch über die Ferne zu pflegen. So haben es sich die beiden Freundinnen aus Re:Produktion wahrscheinlich auch gedacht und schicken sich Sprachnachrichten hin und her. Das trifft den Nerv der Zeit. Kommunikation findet heutzutage so statt bzw. wird sie von vielen auf diese Weise vorgenommen. Dass es sich um abgeschlossene Informationen handelt, auf die man zum Teil nur schwer reagieren kann, weil man eben nicht unmittelbar reagiert, macht die Kommunikation oft schwer. Auch dieses Phänomen findet man im Hörspiel wieder.
[Achtung ggf. Spoiler]
Während die eine Freundin denkt, sie sei nun langsam im Alter, in dem man über Nachwuchs nachdenkt und sich hinsichtlich Social Freezing beraten lässt (nach dem Motto: bevor es in 3-4 Jahren zu spät für’s Kinderkriegen ist), wird die andere Freundin ungeplant schwanger und will das Kind abtreiben. Hier prallen Gefühlswelten aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Und diese Tatsache sorgt dafür, dass man schnell Teil dieser Geschichte wird und gezwungen ist, sich die Sprachnachrichten bis zum Schluss anzuhören.
Ein gutes Kurzhörspiel, das es sich definitiv lohnt, anzuhören! Das Hörspiel kann in der ARD Audiothek nachgehört werden. Wir wünschen viel Spaß!
Gesamtspiellänge:
15 Min.
Erscheinungsjahr:
2020
Verlag:
frei
Die Hörspielreihe hat ein aktuelles Thema wegen dem ich gerne folgte. Allerdings wäre es wünschenswert gewesen, wenn man eine Einleitung erhalten hätte. Ich habe mir im Nachhinein die fehlenden Informationen auf dieser Website besorgt, weil mir nicht klar war, wo sich die zweite Frau aufhielt. Durch den deutsch-englischen Kauderwelsch zu Beginn musste ich mich zunächst in die Lebenssituation der ersten Frau hineinfuchsen. Längere Zeit hielt ich Noah für den Freund der ersten Frau in den USA. Es wäre auch hilfreicher gewesen, wenn sich die beiden Sprecherinnen sprachlich stärker unterschieden hätten. Wenn man kein Bild hat, wird es öfters bei Hörspielen diffizil, wenn man die einzelnen Sprecher/-innen unterscheiden können soll. Ansonsten war das Thema gut aufbereitet, wenngleich, wie häufiger auch in Filmen, die Sache kompliziert wurde durch Depression und Psychotherapien der Protagonisten.
Autor
Hallo Egonhard, vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Sicht auf das Hörspiel. Es ist tatsächlich oftmals nicht so einfach, Stimmen im Hörspiel auseinander zu halten, was das Verstehen der Geschichte dann natürlich deutlich erschwert. Wir freuen uns, dass wir weiterhelfen konnten! Liebe Grüße, dominique von der kassettenbox.